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Das promovierte Prekariat, ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung

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SZ

In der Süddeutschen Zeitung hat Peter Grottian einen Artikel mit dem Titel “Das promovierte Prekariat” veröffentlicht:

http://www.sueddeutsche.de/bildung/bezahlung-von-wissenschaftlern-das-promovierte-prekariat-1.2160695

Es ist sehr erfreulich, dass ein kritischer Artikel über unsere Arbeitsbedingungen in einer Qualitätszeitung erschienen ist. Das stellt einen Beitrag zu den Zielen unseres Aktionstags dar:  “Wir brauchen eine Öffentlichkeit, die mit uns sympathisiert, uns unterstützt”, “die Öffentlichkeit über die Situation der Lehrbeauftragten zu informieren”. Es ist daher um so wichtiger, einige Aussagen des Artikels zu diskutieren und kritisieren.

Zum einem finde ich unklug, schockierende Zahlen anzugeben, wenn sie nicht  begründet werden können: Damit können auch die zahlreichen richtigen Aussagen angezweifelt werden.

Dazu gehören: “[Die Lehrbeauftragten] schultern zwischen 30 und 40 Prozent des curricular vorgeschriebenen Lehrdeputats.”  Es ist schon schwierig, für die Sprachausbildung den durchschnittlichen Anteil des Lehrdeputats der Lehrbeauftragten zu berechnen, aber es gibt keine Grundlage, die ermöglicht, eine Aussage über das Lehrdeputat der Lehrbeauftragten aller Hochschulen zu treffen. Keine Einrichtung verfügt über solche Daten. Daher hat z.B. die GEW Berlin bei der Landesdelegiertenversammlung im Juni 2014 beschlossen: “Der Berliner Senat wird aufgefordert, eine externe Untersuchung durchzuführen, die belastbare und detaillierte Daten u.a. zur Anzahl der Lehrbeauftragten, zum Anteil der von ihnen geleisteten Lehre am Gesamtlehrdeputat der Hochschulen und zu ihrer sozialen Situation umfassen soll.”

Dazu gehören dann die Aussagen über den effektiven Stundenlohn, d.h. die Bezahlung nicht nur der Unterrichtseinheiten, sondern auch der begleitenden Tätigkeiten (Vor- und Nachbereitung, Korrekturen, Sprechstunden etc.). Es stimmt: “An Deutschlands Universitäten gibt es keinen Mindestlohn, sondern maximale Ausbeutung.” Aber die Berechnung, nach der die Bezahlung 2-3 Euro betragen soll, ist nicht überzeugend.

Zum anderen wird ein Bild der Untätigkeit der Betroffenen gemalt, dem die Erfahrungen der letzten Jahre widersprechen. Sicher ist es für prekär Beschäftigte schwer, sich zu organisieren und mobilisieren. Und dafür gibt es viele Gründe, aber Grottian geht auf diesen Punkt nicht ein. Es ist hingegen unzureichend zu schreiben: “Jetzt immerhin rühren sich die ersten Lehrbeauftragten-Initiativen an den Musikhochschulen Baden-Württembergs und an den Berliner Hochschulen.” Die Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen ist nicht auf Baden-Württemberg begrenzt und Initiativen von Lehrbeauftragten gibt es nicht nur in Berlin.

Zu schreiben, dass die Gewerkschaften nichts tun, ist dann  falsch für die GEW, die DOV und ver.di. Erstaunlich ist schließlich, dass die GEW und die DOV im Artikel nicht ausdrücklich  erwähnt werden: Vielleicht, eben weil sie aktiv in der Sache der Lehrbeauftragten sind.


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